
Istanbul ist eine der ältesten Städte der Türkei und zugleich die größte. Ein Teil der Stadt liegt in Asien, der andere in Europa
Die Türkei liegt auf zwei Kontinenten. Etwa drei Prozent des Landes befinden sich in Europa. Der viel größere Teil der Türkei liegt in Asien und heißt Anatolien. Etwa drei Viertel der knapp 85 Millionen Türken leben in Städten. Die Hauptstadt der Türkei ist Ankara. Sie liegt ungefähr in der Mitte des Landes. Die größte türkische Stadt ist Istanbul. Dort allein leben über 15 Millionen Menschen. Das Land grenzt an drei Meere: im Westen an das Ägäische Meer, im Süden an das Mittelmeer und im Norden an das Schwarze Meer. Die Nachbarn der Türkei sind Bulgarien, Griechenland, Georgien, Armenien, Iran, Irak, Aserbaidschan und Syrien. Der Islam ist die wichtigste Religion in der Türkei. 99 Prozent der Türken sind Muslime.
Alte Traditionen und der "Vater der Türken"

Mustafa Kemal wird bis heute von vielen Türken als wichtigste Person der türkischen Geschichte angesehen
Die Türkei hat ihren Namen von den alten Turkvölkern, die sich im Mittelalter in Kleinasien niedergelassen haben. Von ihnen stammt auch die türkische Sprache. Das Turkvolk der Oghusen gründete im 13. und 14. Jahrhundert das Osmanische Reich, das über lange Zeit sehr mächtig war. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm General Mustafa Kemal die Macht im Land. Er gründete die türkische Republik und bekam bald den Beinamen Atatürk. Das bedeutet "Vater der Türken". Mustafa Kemal versuchte zum ersten Mal in der Geschichte des Landes, Staat und Religion zu trennen. Für viele Türkinnen und Türken war das schwierig, da viele alte islamische Traditionen zurückgedrängt wurden. Die Ideen Atatürks haben bis heute großen Einfluss auf die Politik. Seit 2003 wird die Türkei von der Partei AKP (deutsch: Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) regiert, der auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan angehört. Sie ist wiederum dafür, dass der Islam eine größere Rolle spielt.
Große Unterschiede

Es verirren sich nur wenige Touristen in den ländlichen Osten der Türkei
Das Leben auf dem Land und in den Städten unterscheidet sich stark. Die Städte im Westen der Türkei sind sehr modern und die Menschen dort leben und kleiden sich westlich. In den ländlichen Gebieten geht es traditioneller zu. Auch wirtschaftlich gibt es große Unterschiede in der Türkei. Den Menschen im Westen geht es wirtschaftlich gut, während im Osten weniger Menschen Arbeit haben. Hier sind viele Einwohner in der Landwirtschaft tätig. Auch die Touristen besuchen meist nur die Küstenregionen im Westen und Süden des Landes.
Die Türkei als Mitglied der EU?

Recep Tayyip Erdoğan ist seit 2014 Präsident der Türkei. Davor war er elf Jahre lang Ministerpräsident.
Die Türkei möchte Mitglied der Europäischen Union werden und verhandelt seit 2005 mit Brüssel über einen Beitritt. Die Verhandlungen waren von Anfang an schwierig, weil die EU hohe Anforderungen an ihre Mitglieder stellt. Die Politiker in Europa hatten immer wieder Zweifel daran, dass die Demokratie in der Türkei stabil genug ist. Viele Politiker glauben zum Beispiel, dass die Menschenrechte in der Türkei nicht immer eingehalten werden und sich besonders nach einem Putschversuch durch das Militär im Juli 2016 und die Änderung der Verfassung 2017 zu einem Präsidialsystem verschlechtert haben. Auch der Umgang mit Minderheiten - wie zum Beispiel den Kurden - wurde von den Politikern oft kritisiert. Die Volksgruppe der Kurden ist die größte Minderheit in der Türkei, aber von politischen Entscheidungen oft ausgeschlossen. Die Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei ruhen seit 2021.
Dennoch ist die Türkei ein wichtiger Partner für die EU, zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik. Als durch den Krieg in Syrien bedingt seit 2015 Millionen Flüchtlinge durch die Türkei in die EU strömten, hat diese ein umstrittenes Flüchtlingsabkommen mit der Türkei getroffen. Darin verpflichtete sich die Türkei dazu, illegale Migranten auf See- und Landwegen an ihrer Weiterreise nach Griechenland zu hindern. Im Gegenzug erhält die Türkei Geld von der EU, um die Geflüchteten im eigenen Land versorgen zu können.
Volksabstimmung 2017 - viel Macht für den Präsidenten

Auch in Deutschland lebende Türken konnten über das Referendum abstimmen.
Am 16. April 2017 gab es in der Türkei eine wichtige Abstimmung. Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung sprach sich dafür aus, die Verfassung der Türkei zu ändern und ein so genanntes Präsidialsystem zu schaffen, das dem Präsidenten mehr Macht gibt. Er darf nun zum Beispiel Gesetze erlassen, ohne dass andere Politiker oder das Parlament zustimmen müssen. Außerdem ist er gleichzeitig Präsident und Regierungschef. Das bedeutet, dass er die Macht hat, das Parlament aufzulösen. Die Unterstützer von Präsident Erdoğan finden die Änderungen gut. Sie glauben, dass Erdoğan seine Macht dafür einsetzt, die Türkei erfolgreich und sicher zu machen.
Es gibt aber auch viele Menschen, die es gefährlich finden, einer Person so viel Macht zu geben. Zudem leiden die Menschen in der Türkei seit 2018 unter einem Währungsverfall. Es gibt eine hohe Inflation und die Lebenskosten haben sich für die Menschen massiv erhöht. Viele sehen den Grund in der Wirtschaftspolitik Erdoğans.
Das Erdbeben 2023 und die Folgen

Bis heute sind die Menschen im Südosten der Türkei mit Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben beschäftigt.
Am 6. Februar 2023 erschütterte ein schweres Erdbeben den Südosten der Türkei und den Norden des Nachbarlandes Syrien. Fast 60.000 Tote wurden in beiden Ländern geborgen, davon mindestens 50.000 in der Türkei. Etwa zwei Millionen Menschen sind in der Türkei durch das Beben obdachlos geworden. Die türkische Regierung wurde danach stark kritisiert, man wirft ihr vor, nicht genug Geld in den Erdbeben- und Katastrophenschutz gesteckt zu haben, obwohl die Region als erdbebengefährdet gilt. Präsident Erdoğan versprach, innerhalb von einem Jahr mehr als 400.000 neue Wohnungen für die Betroffenen des Erdbebens zu bauen. Da dieses Versprechen im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl ausgesprochen wurde, sind viele Experten skeptisch.
Präsidentschaftswahlen 2023
Am 14. Mai 2023 finden in der Türkei Präsidentschaftswahlen statt. Zum ersten Mal muss Erdoğan um seine Macht fürchten. Umfragen sagen voraus, dass er und sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu, Chef der oppositionellen Volkspartei CHP, etwa gleich viele Stimmen bekommen könnten. Auch viele Türkinnen und Türken, die in Deutschland leben, nehmen an den Präsidentschaftswahlen teil. Viele von ihnen wollen Erdoğan mit ihrer Stimme unterstützen.
Stand: 09.05.2023, 13:09 Uhr