Denker und Erfinder

Papier aus Lumpen

Masse gegen Klasse

Das wertvolle Pergament, das man aus Tierhäuten herstellte, wurde im späten Mittelalter nach und nach vom Papier verdrängt. Grundlage für die Papierherstellung waren alte Kleidungsstücke und Stoffreste. Das machte diesen neuen Beschreibstoff so billig. Dank ausgefeilter Technik konnte er in großen Mengen produziert werden: wasserbetriebene Mühlräder bewegten die Lumpen-Stampfwerke; genauso wie die Sensenblätter, die die Lumpen in Stücke rissen, was ursprünglich reine Handarbeit gewesen war.

Die erste deutsche Papiermühle

Ulman Stromer, ein Ratsherr und erfolgreicher Kaufmann aus Nürnberg, gründete um 1390 die erste deutsche Papiermühle. Als Kaufmann kam er weit herum. In der Lombardei (sie liegt im heutigen Norditalien) lernte er die Papierherstellung kennen. Daraufhin ließ er die Gleißmühle zur ersten Papiermühle nördlich der Alpen umbauen. Diese lag an der Pegnitz außerhalb der Stadtmauern von Nürnberg. Das war auch ganz gut so, denn die damaligen Hadermühlen (Hadern = Lumpen) verursachten ganz schön viel Lärm und Gestank.

Der Rohstofflieferant

Damals bestanden die Stoffe für Kleidung nicht nur aus Wolle, sondern auch aus Pflanzen: es gab Hanf- und Flachsfasern (Leinen) und Nesseltuch. Diese pflanzlichen Rohstoffe eigneten sich besonders gut zur Papierherstellung. Gesammelt wurde die abgetragene Kleidung vom Lumpensammler. Als Gegenleistung dafür gab er billige Haushaltswaren, wie Nähnadeln, ab. Von der Papiermühle erhielt er Geld für die gesammelten Stoffreste.

Der Haderlump

Hatte der Lumpensammler ein Dorf abgelaufen, musste er zum nächsten weiterziehen. Obwohl seine Tätigkeit sehr sinnvoll und nachhaltig war, war sie nicht hoch angesehen. Das spiegelt sich auch in dem Wort „Haderlump“ wider, mit dem Lumpensammler beschimpft worden sind. Nicht selten erhielt er Kleidung von Toten, die ansteckende Krankheiten gehabt hatten. So waren die Lumpensammler oftmals mit vielen verschiedenen Krankheitserregern in Kontakt und wurden auch deswegen gemieden.

Zusatz-Info:
Hader, hergeleitet vom althochdeutschen Wort hadara („Schafspelz“), ist die mittelhochdeutsche Bezeichnung für ein abgerissenes oder abgeschnittenes Stück Stoff, auch Lumpen genannt.

Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr

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