Mos teutonicus – eine mittelalterliche Bestattungsmethode
„Mos teutonicus“ ist Lateinisch und bedeutet „deutsche Sitte“ oder „deutsche Art“. Es bezeichnet ein mittelalterliches Verfahren zur Haltbarmachung von Leichnamen. Dieses Verfahren wurde vor allem bei hochgestellten Personen angewandt, die fern der Heimat gestorben waren. Denn die für sie vorgesehene Grabstätte war meist in ihrem Heimatland. Damit während der Überführung der Leiche keine Verwesung eintreten konnte, musste die Leiche haltbar gemacht werden. So eine Reise dauerte im Mittelalter mitunter mehrere Wochen. Besonders während der Kreuzzüge, die bis in die Heilige Stadt Jerusalem führten.
Der gepökelte König
Überliefert ist uns die Haltbarmachung von Königsleichen. Starb ein König fern der Heimat, wurde die Leiche zunächst gepökelt und einige Stunden lang kräftig ausgekocht. Danach konnte man das so haltbar gemachte Fleisch von den Knochen trennen. Diese wurden dann in die Heimat überführt und dort mit Gebeten bestattet. Den Knochen kam im Christentum des Mittelalters eine besondere Bedeutung zu: man glaubte, dass sie zum Jüngsten Gericht mit auferstehen würden. Dazu mussten die Gebeine unversehrt bleiben.
Der geteilte Kaiser
Ein berühmter Herrscher, bei dem das „mos teutonicus“ angewandt worden ist, war Kaiser Friedrich I., auch Barbarossa genannt. Als dieser während eines Kreuzzugs im Juni 1190 ums Leben kam, wurden sein Herz und seine Eingeweide in Tarsos beigesetzt, sein haltbar gemachtes Fleisch Anfang Juli in der Peterskirche von Antiochia, während die Knochen von seinem Sohn Friedrich V. von Schwaben mindestens bis Tyrus mitgeführt wurden. Wahrscheinlich wollte er sie in Jerusalem bestatten. Bis dahin ist er aber nicht gekommen, und man weiß bis heute nicht, wo die Gebeine Barbarossas ruhen.
Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr