Weißheit führt zum Tod: das Ideal der vornehmen Blässe
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Menschen in vielen Ländern der Welt blasse Haut besonders schön. Wahrscheinlich, weil man damit zeigen konnte, dass man etwas Besseres war und nicht draußen auf dem Feld arbeiten musste. Damit man richtig blass wurde, benutzte man verschiedene Mittel, zum Beispiel Bleiweiß. Das ist basisches Bleicarbonat, das mit Essig und Eiweiß zu einer Paste oder zu Puder zusammengerührt wurde. Dieses zeug trug man schichtweise auf Gesicht und Dekolleté auf. Probleme: Es war hochgiftig! Und es wurde noch giftiger, weil man sogar manchmal Quecksilber zugab. Wer über viele Jahre Bleiweiß benutzte, vergiftete sich selbst. Zu den Nebenwirkungen gehörten Haarausfall, Müdigkeit, Verfärbungen von Haut und Nägeln, schwere Hautschäden. Bleiweiß wurde übrigens auch von den Kunstmalern als Deckweiß benutzt. Auch die wussten von den schädlichen Wirkungen, benutzten es aber trotzdem, weil es kein besseres Weiß gab.
Da wird man blass: Königin Elisabeth I.
Elisabeth I. war Königin von England, sie regierte von 1558 bis 1603. Sie ist nicht nur wegen ihrer Leistungen als Königin berühmt, sondern auch wegen ihrer ganz besonderen Blässe. Das galt damals als schön. Wie viele andere benutzte Elisabeth das giftige Bleiweiß, um ihre Hautfarbe aufzuhellen. Das hatte üble Folgen. Angeblich war ihr Gesicht am Schluss so vernarbt und mit Geschwüren bedeckt, dass sie die Spiegel aus dem Palast entfernen ließ, um sich nicht mehr anschauen zu müssen. Auf vielen Gemälden wird sie mit sehr heller Haut dargestellt.
Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr