Am Anfang war das Wachstäfelchen
Bereits in der römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. – 284 n. Chr.) kam der Kodex neben der Schriftrolle in Gebrauch. Ursprünglich bezeichneten die Römer so ihre kleinen holzgerahmten Wachstäfelchen, die sie unter anderem für Notizen benutzten. Mit einem einfachen Griffel ritzte man den Text in das Wachs. Mit dessen flacher Rückseite ließ sich der Text genauso schnell wieder löschen. Diese Täfelchen waren zu zweien oder dreien zusammengebunden und bildeten die Vorlage für den Kodex. Das war zunächst ein von zwei Holzbrettchen umschlossener Block gehefteter Papyrus- oder Pergamentblätter.
Der erste Bücher-Agent
Einer der nachweislich bekanntesten Vertreter, der Werbung für diese neuen Schriftform machte, war der römische Dichter Martial (ca. 40 – 102 n. Chr.). In seinen Gedichten setzt er sich immer wieder für die Kodizes (das ist die Mehrzahl von Kodex) ein. Darin bestätigt er, dass etliche Werke der damals meistgelesenen Autoren in Kodexform erschienen sind; vor allem die von Homer, Vergil, Ovid, Cicero und Livius.
Aus dem Kodex wird ein Buch
Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. setzte sich der Kodex gegenüber der Schriftrolle endgültig durch. Auch der Papyrus wich nach und nach dem Pergament, das zwar teurer in der Herstellung war, dafür aber auch glatter und haltbarer. Die Pergamentbogen wurden vor dem Binden beschrieben. Erst danach wurde der Kodex zusammengeheftet oder gebunden. An seiner grundlegenden Form hat sich bis heute nichts verändert. Im Mittelalter wurden die Kodizes immer größer und umfangreicher. Der Rupertsberger Riesenkodex aus dem 12. Jahrhundert umfasst 481 Blatt Pergament, misst etwa 46 cm × 30 cm und wiegt ungefähr 15 kg.
Zusatzinfo:
Im Lateinischen bedeutet codex (ursprünglich caudex) „Baumstamm“ oder „Klotz“, später auch „Schreibtafel“ oder „Buch“.
Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr