Viele asiatische Kampfsportarten enden auf die Silbe 'do', das bedeutet Weg – zum Beispiel Taekwondo, Aikido oder eben Judo. Judo wurde in den 1860er Jahren von dem japanischen Professor Kanō Jigorō aus mehreren Kampfsportarten entwickelt. Hauptsächlich basiert es auf dem Jiu Jitsu, was so viel wie 'sanfte Kunst' bedeutet. Ganz wichtig war Kanō Jigorō, dass man sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig durch die von ihm gelehrten Techniken weiterentwickelt. Viele sehr gefährliche Elemente älterer Kampftechniken hat er beim Judo ausgeschlossen. 1882 gründete er seine eigene 'Schule zum Studium des Weges' – den Kodokan. Bald schon wurde Judo als Selbstverteidigung bei der Polizei und der Armee eingesetzt. 1911 wurde es an allen Mittelschulen in Japan Pflichtfach. Aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Judosport nach Europa schwappte.
Foto mit freundlicher Genehmigung aus dem Archiv des Judo Welt-Museums Berlin
1906 kamen japanische Kriegsschiffe zu einem freundschaftlichen Besuch nach Kiel. Die Gäste zeigten dem deutschen Kaiser Wilhelm II. ihre Kampfkünste, damals noch unter dem Oberbegriff Jiu Jitsu. Wilhelm war sehr angetan und ließ seine Kadetten in Jiu Jitsu unterrichten. Noch im selben Jahr gründete einer der Schüler, Erich Rahn, die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule. Neben ihm sorgte ein weiterer deutscher Athlet für eine schnelle und weite Verbreitung des Sportes in Deutschland: Alfred Rohde gründete den 1. Deutschen Jiu-Jitsu-Club in Frankfurt am Main. 20 Jahre später fanden die ersten Deutschen Meisterschaften in Jiu Jitsu statt.
1932 wurde der Deutsche Judo-Ring unter Vorsitz von Alfred Rohde gegründet und ganz klare Unterschiede zwischen dem bislang geltenden Begriff des Jiu Jitsu und dem japanischen, in Deutschland praktizierten Judo, erkannt. Seither setzte sich der Begriff Judo in Deutschland durch. Rohde schrieb sich viele Briefe mit dem Begründer des Judo, Kanō Jigorō, und bekam von ihm eine Menge Informationen zur Theorie, den Grundsätzen und wichtigsten Techniken des Judo. Diese lehrte er in Sommerschulen. 1933 wurde dann der gesamte deutsche Judosport einheitlich als Sparte 'Judo' beim 'Fachamt für Schwerathletik' eingetragen.
Foto mit freundlicher Genehmigung aus dem Archiv des 1. Deutschen Judo-Clubs Frankfurt am Main e. V.
Die nachfolgende Zeit war schwer für die Judoka: Der zweite Weltkrieg ließ den Judosport wie viele andere Sportarten zur Nebensache werden. Sportstätten wurden zu anderen Zwecken genutzt, Judoka wurden eingezogen. Nach dem Krieg wurde der Sport von den Alliierten Besatzungsmächten sogar komplett verboten. 1948 wurde das Verbot aufgehoben und der Judosport konnte sich nicht nur erholen, sondern wurde nach und nach ein fester Bestandteil der deutschen Sportlandschaft. 1964 war Judo erstmals Olympische Disziplin, 1970 fanden in Deutschland die ersten Deutschen Meisterschaften der Frauen statt. Seit 1988 ist Judo auch bei den Paralympics vertreten – hier wird die Kampfkunst von Blinden und Menschen mit geringem Sehvermögen praktiziert.
Heute ist Judo die am meisten verbreitete Kampfsportart der Welt und wird in mehr als 150 Ländern ausgeübt. Es gibt Judokurse für alle Altersklassen und Kenntnisgrade. Man kann also zurecht von einer echten Erfolgsgeschichte der fernöstlichen Kampfkunst sprechen. Kanō Jigorō wird übrigens bis heute nicht nur von den japanischen Judoka hochverehrt!