Seit dem späten Mittelalter und in manchen Regionen bis ins 19. Jahrhundert gab es die „unehrlichen“ Berufe. Das sollte nicht heißen, dass Menschen mit solchen Beschäftigungen dauernd Lügen erzählten. „Unehrlich“ bedeutet vielmehr, dass es sich um Berufe handelte, die „ohne Ehre“ waren. Auch Menschen, die keinen festen Wohnsitz hatten und zum Beispiel als fahrende Spielleute durch die Gegend zogen, galten als „Unehrliche“.
Menschen, die blutige oder schmutzige Dinge an Menschen oder Tieren taten, waren „unehrlich“. Dazu zählten etwa der Henker, der Totengräber, der Latrinenreiniger, der Abdecker oder Gassenkehrer. Ebenso galten Berufe als unehrlich, in denen man andere leicht betrügen konnte, etwa als Müller, dem es leicht fiel, beim Mahlen des Korns zu schummeln.
Wer „unehrlich“ war, durfte nicht Mitglied einer Zunft werden und kein öffentliches Amt übernehmen; auch seine Kinder waren von Geburt an „unehrlich“. Im Laufe der Zeit wurden manche Berufsgruppen „ehrlich gesprochen“, das heißt, sie waren dann genau so viel wert wie die anderen.
Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr