Nichts für empfindsame Gemüter: die Tischmanieren im Mittelalter
Generell muss man unterscheiden: Bei den einfachen Leuten ging es anders zu als bei den Adligen – und in den verschiedenen Jahrhunderten klappte es mal besser, mal schlechter. Auf jeden Fall waren die Sitten bei den unteren Ständen eher derb. Man aß häufig aus einer gemeinsamen Schüssel und steckte sich vieles mit den Händen in den Mund, Fleisch spießte man mit dem Messer auf. Gabeln waren noch nicht in Gebrauch, Servietten ebenso wenig. Den Mund wischte sich der Essende mit dem Ärmel ab.
Bei den Adligen und an den Höfen ging es etwas vornehmer zu, vor allem ab dem Hochmittelalter. Nun nahmen auch die Frauen an den großen Essen teil und das Verhalten wurde gesitteter. Die Speisenden warfen den Abfall nicht mehr hinter sich, sie nahmen Rücksicht aufeinander, ließen auch mal dem Tischnachbar das bessere Stück und rülpsten nicht gar so laut. Damit der feine Herr und die feine Dame wussten, wie sie sich zu benehmen hatten, wurden die sogenannten Tischzuchten verfasst. Das waren Dichtungen, die Benimmregeln für den Gast wie für den Gastgeber vermittelten. Dass es eine ganze Menge Tischzuchten gab und immer wieder neue geschrieben wurden, deutet auf eins hin: Viele Menschen hielten sich einfach nicht an die Regeln.
Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr