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Tunnelbau

Eine Röhre des Gotthard-Basistunnels.

2016 eröffnet und eine technische Meisterleistung: der Gotthard-Basistunnel

Einen Tunnel zu bauen ist eine knifflige Angelegenheit. Wer schon einmal eine Sandburg mit Durchgängen gebaut hat, weiß wieviel Geduld und Geschick dafür nötig sind. Das gilt erst recht für große Tunnel, die beispielsweise unter Städten, Gewässern oder Bergen herführen. Ohne gute Vorbereitung läuft beim Tunnelbau gar nichts. Zum Beispiel muss das Gelände, in dem der Tunnel entstehen soll, genau vermessen werden. Nur so können die Tunnelbauer sicherstellen, dass ihre Röhre am Ende auch wirklich dort herauskommt, wo sie herauskommen soll. Die Tunnelbauer überprüfen außerdem, wie das Erdreich beziehungsweise das Gestein vor Ort beschaffen ist. Sie bohren dafür entlang der zukünftigen Röhre an vielen Stellen in den Boden und nehmen Proben. Erst dann können sie abschätzen, was sie im Untergrund erwartet und die Bauarbeiten planen. Davon wie standfest das Gestein ist, hängt beispielsweise ab, wie stark die Bauarbeiter den zukünftigen Tunnel sichern müssen.

Sprengen ...

Bohrwagen im Gotthard-Basistunnel.

Ein Bohrwagen kann mehrere Sprenglöcher gleichzeitig bohren.

Wenn größere Tunnel wie beispielsweise Eisenbahntunnel gebaut werden, gibt es zwei Möglichkeiten, wie die Röhre in den Untergrund kommt: man kann sprengen oder bohren. Beim Sprengen bohren die Arbeiter mehrere kleine Löcher in den Fels. Dort stopfen sie dann Sprengstoff hinein und… Bumm! Sobald sich der Staub nach der Sprengung gelegt hat, rücken Bagger an, um das Geröll aus dem Tunnel zu schaffen. Danach sichern die Arbeiter das neu entstandene Tunnelstück, damit keine Felsbrocken hinunter fallen können und so geht es Stück für Stück voran.

... oder bohren?

Bohrkopf einer Tunnelbohrmaschine bricht durch.

Große Tunnelbohrmaschinen kommen pro Tag bis zu 40 Meter voran.

Die zweite Möglichkeit ist Bohren. Dabei schiebt sich eine riesengroße, bis zu mehrere hundert Meter lange Tunnelbohrmaschine immer weiter durch den Fels. Vorn dreht sich ein Bohrkopf, der den Durchmesser der zukünftigen Tunnelröhre hat. Bis zu 20 Meter sind möglich! Mit ungeheurem Druck zermahlt der Bohrkopf das Gestein. Die Brocken werden direkt mit einem Förderband nach hinten abtransportiert. Gleichzeitig sichert die Tunnelbohrmaschine die Röhre ab - zum Beispiel indem sie vollautomatisch stabile Betonteile einbaut. Der Tunnelbau mittels Bohren geht in der Regel schneller als Sprengen. Allerdings sind Tunnelbohrmaschinen extrem teuer und ihr Aufbau kann mehrere Monate dauern. Sie lohnen sich also nur bei langen Tunneln. Beim Bau des Gotthard-Basistunnels in der Schweiz, der aus zwei einzelnen Röhren besteht, kamen gleich vier Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz. Sie bohrten aus zwei Richtungen aufeinander zu um Zeit zu sparen. Mit seinen 57 Kilometern Länge ist der Gotthard-Basistunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt und eine technische Meisterleistung, von der die Tunnelkonstrukteure im 19. Jahrhundert nicht einmal träumen konnten. Damals entstanden die ersten Tunnel in den Alpen.

Gefährliche Arbeit

Schwarz-weiß, 1905: Zwei Arbeiter graben an einem Tunnel.

Vor hundert Jahren war Tunnelbauer ein lebensgefährlicher Beruf.

Ganz zu Beginn trieben die Arbeiter die Sprenglöcher für den Tunnelbau noch mit Handbohrern, Hämmern und Meißeln in den Fels. Später kamen große Pressluftbohrmaschinen zum Einsatz, die diese Arbeit erheblich erleichterten. Dennoch war die Arbeit der frühen Tunnelbauer extrem schwer und riskant. Als Sprengstoff nutzten sie gefährliche Schwarzpulvermischungen, später Dynamit. Dabei kam es immer wieder zu unkontrollierten Explosionen. Gegen herunterfallendes Gestein im Tunnel waren die Arbeiter kaum geschützt. Und auch eine gute Belüftung war nicht möglich - es war unerträglich heiß und staubig. Viele Arbeiter starben früh an einer sogenannten „Staublunge“. Nach und nach verbesserten sich die technischen Möglichkeiten. Die Arbeit der Tunnelbauer ist dadurch heute viel sicherer als früher, ungefährlich ist sie aber dennoch nicht. In fast jedem Tunnel, der neu gebaut wird, steht deshalb auch eine Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute

Stand: 04.06.2016, 13:57 Uhr

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