Viele Teile des Körpers hat der Mensch gleich zweimal: Arme, Beine, Ohren, Augen und noch vieles mehr. Dass das so ist, hat meist einen guten Grund. Auf einem Bein könnten wir nicht laufen, mit nur einem Arm schlecht Sachen tragen, mit nur einem Ohr nicht gut orten, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Und mit nur einem Auge? Was dann wäre, könnt ihr hier mal ausprobieren.
Man nehme:
- Stift
- Unterlegscheibe, durch die der Stift passen muss
- Knetmasse
- Augenklappe
Steckt die Unterlegscheibe aufrecht in die Knetmasse, so dass ihr den Stift bequem durch das Loch schieben könnt. Die Knetmasse ist nur dazu da, die Unterlegscheibe besser halten zu können. Jetzt setzt euch die Augenklappe auf oder haltet euch ein Auge zu. Nicht schummeln! Haltet Knetmasse und Unterlegscheibe mit ausgestreckten Armen von euch weg und versucht nun, den Stift durch die Unterlegscheibe zu schieben. Ihr werdet das wahrscheinlich nicht auf Anhieb schaffen. Warum ist das so?
Keine Angst! Mit euren Augen ist alles in Ordnung. Allerdings fällt es schwer, bestimmte Dinge ohne das zweite Auge zu tun. Immer da, wo Entfernungen eingeschätzt werden müssen, arbeiten beide Augen zusammen. Sie ermöglichen das räumliche Sehen. Jedes Auge meldet dem Gehirn ein leicht anderes Bild. Im Gehirn werden diese beiden Bilder zu einem einzigen, räumlichen Bild zusammengesetzt – nämlich zu dem, das ihr seht. Ihr könnt einschätzen, wie weit der Tisch weg ist, damit ihr euch nicht daran stoßt.
Ihr wisst, wo ihr nach dem Glas greifen müsst, damit ihr es nicht runter werft, und ihr wisst eben auch, wo ihr den Stift durch die Unterlegscheibe stecken könnt. Mit nur einem Auge liegt ihr beim Entfernungen abschätzen meist daneben.
Dass jedes Auge dem Gehirn ein anderes Bild liefert, könnt ihr leicht selber überprüfen. Haltet mit ausgestrecktem Arm einen Daumen hoch und fixiert ihn mit einem Auge. Das andere schließen. Merkt euch, was hinter dem Daumen zu sehen ist (z.B. eine Blumenvase, ein Baum, ein Bild an der Wand…). Jetzt schaut immer abwechselnd mal mit dem linken, mal mit dem rechten Auge auf den Daumen.
Das andere immer schließen. Auch wenn ihr den Daumen ganz ruhig haltet: Ihr werdet sehen, dass der Hintergrund hin und her springt. Schaut ihr mit dem rechten Auge, ist der Daumen zum Beispiel bündig mit einem Baumstamm, schaut ihr mit dem linken, ist der Daumen ein gutes Stück davon entfernt. Das beweist: Das rechte und das linke Auge sehen leicht verschiedene Dinge. Und das Gehirn sorgt dafür, dass aus den beiden Bildern ein räumliches wird.