Wie funktioniert der "Bedside-Test"?

Lieber Dr. Mo!
Neulich haben Sie mir doch Blut abgenommen und einen "Bedside-Test" gemacht. Können Sie mir noch mal ganz ausführlich erklären, was Sie da gemacht haben, und warum?
Viele Grüße von Shary

Liebe Shary,

Bedside-Test

gerne erkläre ich Dir noch mal, wozu ein Bedside-Test gemacht wird. Wie Du weißt, fließt durch den menschlichen Körper Blut - bei einem Erwachsenen sind das ca. 5 Liter. Und obwohl Blut immer gleich aussieht, gibt es vier verschiedene so genannte Haupt-Blutgruppen - nämlich A, B, AB und 0.

Bedside-Test

Bei einer Operation oder nach einem Unfall kann es sein, dass Du eine Bluttransfusion bekommen musst. Das Blut, das Du verloren hast, wird durch fremdes ersetzt. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Arzt die Blutgruppe seines Patienten kennt.
Man kann nämlich nicht jede x-beliebige Blutgruppen kombinieren. Werden zwei Blutgruppen vermischt, die nicht zusammen passen, klumpt das Blut. Der Körper wehrt sich gegen das, was er nicht kennt.

Aber wogegen genau wehrt er sich eigentlich? Im Blut können sich mehrere verschiedene Eiweißsubstanzen befinden. Wir Mediziner nennen die Eiweiße A, B und den Rhesusfaktor. Die Blutgruppe wird dadurch bestimmt, welche der Eiweiße im Blut vorhanden sind. Und ist im fremden Blut ein Eiweiß vorhanden, das der Körper nicht kennt, wehrt er sich dagegen. Wer Blutgruppe A Rhesus-positiv (oder A+) hat, besitzt Eiweiß A und den positiven Nachweis für den Rhesusfaktor.

Bedside-Test

Ob der Rhesusfaktor vorhanden ist, wird meist durch ein "+" für "ist vorhanden" und ein "-" für "ist nicht vorhanden" ausgedrückt. Wer Blutgruppe B Rhesus-positiv hat, besitzt Eiweiß B und ist Rhesus-positiv. Wer AB Rhesus-positiv hat, besitzt alle 3 Eiweiße. Bei Blutgruppe 0 Rhesus-negativ ist überhaupt kein Eiweiß vorhanden. Und so weiter… So setzen sich die verschiedenen Blutgruppen zusammen.

Bedside-Test

Es sind also unbekannte Eiweiße, die dafür sorgen, dass verschiedene Blutgruppen einfach nicht zusammen passen wollen. Bei einer Bluttransfusion muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass das Spenderblut die gleiche Blutgruppe hat, wie das Blut des Empfängers. Im äußersten Notfall kann man bei einer Transfusion auch die Blutgruppe 0 Rhesus-negativ geben. Diese Blutgruppe enthält keine der bekannten Haupt-Eiweiße, deshalb verträgt sie sich in den meisten Fällen gut mit allen anderen Blutgruppen.

Die Blutgruppe 0 Rhesus-negativ wird auch als "universelles Spenderblut" für Notfälle bezeichnet.
Prinzip verstanden? Was Dein Körper kennt, akzeptiert er. Was er nicht kennt, stößt er ab. Jetzt verstehst Du, dass es enorm wichtig ist, vor einer Bluttransfusion die Blutgruppen von Spender und Empfänger zu bestimmen. Und genau dazu ist der "Bedside-Test" da. Er wird kurz vor der Transfusion beim Spenderblut und beim Empfängerblut gemacht, um ganz sicher zu gehen, dass die Blutgruppen übereinstimmen.

Bedside-Test

Das Blut wird dabei auf zwei Testfelder gestrichen und etwas verrührt. Das eine Testfeld enthält ein Anti-A-Serum und ist blau, das andere ein Anti-B-Serum uns ist gelb. Das Anti-A-Serum merkt, wenn im Blut das Eiweiß A enthalten ist und reagiert mit Verklumpen darauf. Das Anti-B-Serum reagiert mit Verklumpen auf Eiweiß B. Verklumpt Dein Blut beim Anti-A-Serum, hast Du Blutgruppe A, verklumpt es bei B hast Du Blutgruppe B, verklumpt es bei beiden, hast Du AB und verklumpt es bei keinem, hast Du Blutgruppe 0, weil in Deinem Blut weder Eiweiß A noch Eiweiß B enthalten ist.
Übrigens: Der Test heißt so, weil er im Krankenhaus gleich am Bett des Patienten gemacht werden kann. Und das Wort "Bedside" ist englisch und heißt übersetzt "Bettseite".
Viele Grüße,
Dr. Mo

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