Lieber Dr. Mo,
ich bin ein bisschen verwirrt. Was genau ist eigentlich der Blutdruck? Wie wird er gemessen, und warum bekommt man immer zwei Werte genannt? Im Prüfungsstress war mein Blutdruck bei der letzten Messung 130 zu 90. Muss ich mir Sorgen machen?
Liebe Grüße, Frank
Lieber Frank,
in Deinem Körper gibt es einen Blutkreislauf. Dabei pumpt Dein Herz Dein gesamtes Blutvolumen von ca. 6 Liter Blut tagein tagaus durch Deinen ganzen Körper. Dafür sorgt der Herzmuskel, der sich abwechselnd zusammenzieht und wieder entspannt. Bei jedem Zusammenziehen wird Blut aus dem Herz in die Arterien hinausgedrückt. Immer wenn sich der Muskel entspannt, wird auf der anderen Seite neues Blut eingesaugt. Einfach ausgedrückt: Zieht sich das Herz zusammen, ist der Druck hoch, entspannt sich das Herz, ist der Druck niedriger. Diese beiden Werte kann man messen und daher kommen die zwei unterschiedlichen Werte zustande.
Und jetzt zu Deiner Frage, wie der Blutdruck gemessen wird: Dazu braucht der Arzt ein Stethoskop, einen Luftdruckmesser und eine Gummimanschette, die er um Deinen Oberarm legt und mit Luft aufpumpt. Die drückt dann auf die Arterien in Deinem Oberarm. In der Manschette wird so ein hoher (Luft)-Druck aufgebaut, dass Dein Puls nicht mehr zu fühlen ist, weil kein Blut mehr durch die Arterien durchkommt. Dann lässt der Arzt die Luft langsam aus der Gummimanschette ab und hört dabei genau mit dem Stethoskop auf die Geräusche über der Arterie in der Ellenbeuge.
Gleichzeitig beobachtet er die Anzeige des Messgerätes, auf der zu sehen ist, wie der Luftdruck in der Manschette langsam fällt. Irgendwann hört der Arzt durch sein Stethoskop Verwirbelungsgeräusche, die wie ein Klopfen klingen. Wegen des Hindernisses kann das Blut nämlich nicht normal fließen, sondern es wird verwirbelt - daher die Geräusche.
Die entstehen aber erst, wenn das Blut die verengte Stelle am Oberarm wieder passieren kann. Das geschieht genau dann, wenn der Fließdruck des Blutes stärker ist, als der Druck, den die Luft in der Manschette auf die Arterie in Deinem Oberarm ausübt. Sobald der Arzt das hört, merkt er sich diesen Wert, den der Druckmesser der Manschette anzeigt. Bei Dir beim Wert von 130. Denn das ist genau der Druck, der erforderlich ist, damit das Blut durch Deine Oberarmarterie fließen kann. Dieser Druck "schafft es" gegen den Luftdruck in der Manschette anzukommen und Blut durch die verengte Stelle zu pumpen.
Wenn der Arzt keine Verwirbelungsgeräusche mehr hören kann, fließt das Blut wieder ungehindert durch Deinen Oberarm. Die Manschette bietet kein Hindernis mehr. Der (Luft)-Druck, der in diesem Moment noch auf der Manschette und somit auf Deinem Oberarm ist, entspricht dem unteren Blutdruckwert. Der entsteht dann, wenn Dein Herz sich entspannt, bei Dir bei einem Wert von 90. Nach dem heutigen medizinischen Wissen bezeichnet man einen Blutdruck unter 120 und unter 80 als optimal. Du solltest Dir aber keine Sorgen machen, sondern Deinen Blutdruck bei Gelegenheit kontrollieren lassen, wenn Dein Prüfungsstress vorbei ist und Du wirklich entspannt bist.
Viele Grüße,
Dr. Mo