Wenn man in der Schule in einem Fach auf Fünf steht, bekommen die Eltern einen blauen Brief. Da steht drin, wenn die Versetzung des Schülers in die nächste Klasse gefährdet ist. Aber blaue Briefe sind nicht blau... Wie kommt es dann zu diesem Begriff?
Dafür müssen wir bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen. Ursprünglich wurde der Begriff beim Militär verwendet. Wurde ein Soldat aus dem Dienst entlassen, erhielt er ein Schreiben vom preußischen Staatsministerium. Dieser Brief kam in einem blauen Umschlag. Damals wurden allerhöchste Anordnungen des Kabinetts in blauen Umschlägen verschickt. Erhielt ein Offizier einen solchen Umschlag, ahnte er schon, dass er Abschied vom Militär nehmen musste.
Warum diese Umschläge blau waren, weiß man nicht so genau. Eine Vermutung ist, dass durch die dunkle Farbe keine Möglichkeit bestand, dass Schrift durch das Papier hindurchschimmern konnte und so auch niemand von außen sehen konnte, worum es in dem Schreiben im Inneren des Umschlags geht. Helle Umschläge bieten diesen Schutz nicht uneingeschränkt.
Wichtig war, dass niemand außer dem Adressanten lesen sollte, was der Inhalt des Briefes war. Außerdem war blau die Farbe des preußischen Militärs. Später übernahmen Kaufleute den Begriff „blauer Brief“ für Abmahnungen und Entlassungen. Und genauso fand der Ausdruck dann auch Verwendung an Schulen: als Verwarnung vor dem Sitzenbleiben.