Aua! Einmal mit dem Kartoffelmesser ausgerutscht, und schon ist ein blutiger Schnitt im Finger. Und dann auch noch das: am nächsten Tag juckt die Wunde unangenehm und ist gerötet. Was passiert eigentlich, wenn man sich verletzt hat, und warum juckt so eine Wunde, wenn sie heilt?
Zuerst das Gute:
Bei einer blutenden Wunden weiß der Körper genau, was zu tun ist. Als erstes ziehen sich die Blutgefäße an der verletzten Stelle zusammen. An den verengten Stellen docken Blutplättchen an. Sie verkleben miteinander und verschließen das Blutgefäß. Es entsteht ein Netz aus klebrigen Fasern – dem Fibrin.
Es legt sich ebenfalls über die Wunde und verschließt sie. Man nennt diesen Vorgang Blutgerinnung. Eine tolle Erfindung der Natur, ohne sie würden wir bei jedem tieferen Kratzer verbluten!
Zur Wunde gelangen nun die Fresszellen. Sie bekämpfen Erreger, die in die Wunde gelang sind und entfernen geronnenes Blut und kaputte Zellen. Dass sich die Haut um die Wunde herum dabei ein bisschen entzündet, macht nichts – ganz im Gegenteil: Es hilft sogar bei der Heilung.
Bei ihrer Arbeit setzen die Fresszellen Histamin frei. Dieser wichtige Stoff löst weitere Abläufe der Wundheilung aus. Aber Histamin löst auch noch etwas anderes aus: Juckreiz! Dazu dockt es an bestimmte Rezeptoren an. Die nehmen Empfindungen wie Schmerz oder eben Juckreiz auf und leiten das Signal ans Gehirn weiter.
In der Wunde geht es jetzt zu wie auf einer Baustelle. Alles, was kaputt gegangen ist, wird erneuert: Gefäße, Fasern, Bindegewebe, Nerven... Es herrscht ein reger Austausch an Botenstoffen. Wachstumsfaktoren sorgen für den Neubau des Gewebes. Auch dabei wird Histamin ausgeschüttet und einige andere Stoffe, von denen vermutet wird, dass sie zu Juckreiz führen. Wenn Nervenenden heilen, senden sie neue Signale ans Gehirn und auch das wird als Juckreiz empfunden.
Es stimmt also: wenn es juckt, dann heilt’s! Auch die Kruste, die nach einiger Zeit oben auf der Wunde entsteht, kann Jucken auslösen. Sie ist ziemlich starr und die Haut an der Stelle unbeweglich. Bewegt man die Haut an der Stelle trotzdem, kann es sein, dass auch hier Juckreiz-Rezeptoren gereizt werden.
Jucken ist also eine zufällige Begleiterscheinung der Wundheilung. Es sogar eher störend: kratzt man eine frisch verschlossene Wunde wieder auf, muss die Wundheilung von vorne losgehen. Am besten ein Pflaster drauf machen und die Wunde möglichst in Ruhe lassen.