Der Nahostkonflikt ist ein Streit, der schon sehr lange andauert. Er spielt sich in einer Region ab, die sich an den Südosten Europas anschließt und den Namen „Naher Osten“ trägt. An dem Konflikt beteiligt sind Israel und arabische Länder in der Region – ganz besonders ist es aber ein Streit zwischen Israelis und Palästinensern. Beide leben in der Region direkt beieinander. Die entscheidenden Fragen in dem Streit lauten: Wem gehört das Land, wo heute Israel und die Palästinensergebiete sind? Und wer darf dort bestimmen?
Dieses Bild zeigt, wie die Zerstörung des jüdischen Tempels durch die Römer ausgesehen haben könnte.
Um den Nahostkonflikt verstehen zu können, muss man in der Geschichte weit zurückreisen: ungefähr 3300 Jahre. Damals siedelten Jüdinnen und Juden in der Gegend, wo heute Israel und die Palästinensergebiete sind. Sie bauten dort – in Jerusalem – ihren Tempel auf. Er war ihr wichtigstes religiöses Zentrum. Die jüdische Religion entwickelte sich dort und viele Gemeinden entstanden. Doch vor etwa 2100 Jahren eroberten die Römer das Gebiet. Es kam zu einem Aufstand der Juden und schließlich zum Krieg, den die Römer gewannen. Sie zerstörten den jüdischen Tempel in Jerusalem. Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung floh damals in andere Länder. Ihre Nachfahren verstreuten sich über die ganze Welt. Einige Juden blieben aber auch in der alten Heimat.
Rückkehr ins Land der Vorfahren
Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zogen viele jüdische Siedler in das Gebiet des heutigen Israel.
Im Laufe der Zeit wurden jüdische Menschen aber in vielen Ländern, in die sie geflüchtet waren, ausgegrenzt und verfolgt. Der Wunsch danach, ins Land ihrer Vorfahren zurückzugehen, wurde immer größer. Vor etwa 150 Jahren machten sich schließlich immer mehr Juden auf den Weg dorthin. Mittlerweile lebten in ihrer alten Heimat aber vor allem Araber (beziehungsweise Palästinenser, wie man sie heute auch nennt). Auch für sie hatte und hat das Land eine wichtige religiöse Bedeutung. Der Großteil bekennt sich nämlich zum muslimischen Glauben, ein kleinerer Teil auch zum christlichen, und beide Religionen besitzen alte und sehr wichtige Heiligtümer in der Gegend, vor allem in Jerusalem.
Briten versprechen Palästinensern und Juden einen eigenen Staat
Obwohl die Araber schon lange dort siedelten und die Mehrheit der Bevölkerung stellten, hatten sie aber nicht das Sagen in dem Gebiet, in das nun immer mehr jüdische Menschen einwanderten. Zunächst stand es unter osmanischer Herrschaft; danach folgten die Briten, die das Gebiet im Ersten Weltkrieg eroberten und seit 1922 verwalteten. Die Briten unterstützten es, dass jüdische Menschen aus aller Welt in das von ihnen kontrollierte Gebiet zogen und versprachen ihnen, dass sie dort einen Staat haben sollten. Gleichzeitig bekräftigten sie, dass auch die Araber auf dem Gebiet einen eigenen Staat haben sollten. Durch diese widersprüchliche Politik waren Probleme vorprogrammiert. Die arabische Bevölkerung musste das Land nun mit immer mehr jüdischen Einwanderern teilen. Es kam zu Unruhen und Aufständen.
Der Holocaust - die Ermordung von 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens
Vor etwa 90 Jahren wurde die Situation besonders dramatisch. 1933 kamen in Deutschland die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht. Sie hassten Juden und verfolgten sie. Während des Zweiten Weltkrieges ermordeten die Nationalsozialisten in ganz Europa etwa sechs Millionen jüdische Menschen. Nach dem „Holocaust“, wie diese Katastrophe genannt wird, war nichts mehr, wie es vorher war.
Jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden von den Nationalsozialisten in so genannte Konzentrationslager gesperrt. Viele starben in den Gaskammern oder an den Folgen von Misshandlungen und Unterernährung.
Die Nationalsozialisten verloren den Krieg, viele überlebende Jüdinnen und Juden wollten aber trotzdem unbedingt weg aus Deutschland und Europa. Manche, die es geschafft hatten, waren schon während des Krieges geflohen – unter anderem eben auch in das Gebiet, auf dem heute Israel und die Palästinensergebiete liegen. Der Wunsch, dort einen eigenen Staat zu gründen, in dem sie sicher waren vor Verfolgung und Ermordung, war jetzt noch stärker.
1948: Der Staat Israel wird gegründet
Am 14. Mai 1948 verkündete Ministerpräsident David Ben Gurion die Unabhängigkeit des Staates Israel.
Länder aus der ganzen Welt suchten schließlich gemeinsam in der Organisation Vereinte Nationen nach einer Lösung. 1947 legten sie einen Plan vor: Das Land sollte geteilt werden und sowohl die Juden als auch die arabischen Palästinenser sollten einen eigenen Staat bekommen. Die Juden stimmten diesem Plan zu. Doch die Palästinenser und die arabischen Nachbarländer waren nicht damit einverstanden, dass das Land aufgeteilt werden und dort ein jüdischer Staat entstehen sollte. Nur wenige Stunden, nachdem die Juden 1948 ihren Staat Israel ausgerufen hatten, erklärten Ägypten, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien dem noch jungen Land den Krieg und griffen es an.
„Befreiungskrieg“ oder „Katastrophe“?
Auch wenn sich viele Israelis und Palästinenser Frieden wünschen, gab es bislang noch keinen erfolgreichen Friedensplan.
Israel gewann diesen Krieg und eroberte sogar noch Gebiete hinzu, die eigentlich für die palästinensische Seite gedacht waren. Viele Palästinenserinnen und Palästinenser wurden vertrieben und leben seither mit ihren Nachkommen in Nachbarländern und auch den Palästinensergebieten. Für denselben Krieg benutzen beide Seiten sehr unterschiedliche Bezeichnungen: Die Israelis nennen ihn „Unabhängigkeitskrieg“, die Palästinenser sagen „an-Nakba“ dazu, das bedeutet „Die Katastrophe“.
An den Namen kann man erkennen, wie unterschiedlich die Sicht auf den Nahostkonflikt war und bis heute ist. Der Streit um das Land hat nicht aufgehört. Es folgten Kriege und Gewalt von beiden Seiten. Die Bevölkerung in der Region leidet sehr darunter. Viele Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen und auf beiden Seiten sind viele Menschen gestorben.
Palästinenser ohne Staat
Bis heute haben die Palästinenser keinen eigenen Staat. Es gibt zwei palästinensische Gebiete, die aber nur einen Teil des Landes umfassen, das im Plan von 1947 für die Palästinenser vorgesehen war. Die Gebiete heißen Gazastreifen und Westjordanland. In beiden ist der Lebensstandard nicht so hoch wie in Israel. Vor allem im Gazastreifen lebt viele Menschen in Armut.
Im Westjordanland regiert die „Palästinensische Autonomiebehörde“, in der die Partei Fatah besonders viel zu sagen hat. Teilweise wird das Gebiet aber auch vom israelischen Militär kontrolliert. Israel begründet das damit, dass es sich nur so vor eventuellen Angriffen der Palästinenser schützen könne. Für die palästinensische Bevölkerung bedeutet es, dass sie in ihrem Gebiet nicht frei leben kann. Außerdem besitzt Israel im Westjordanland auch Siedlungen und baut diese weiter aus, obwohl die Palästinensergebiete nach Meinung vieler Menschen ganz den Palästinensern gehören sollten.
Auch das zweite palästinensische Gebiet, der Gazastreifen, war lange Zeit durch Israel besetzt. 2005 zog sich das israelische Militär aus dem Gebiet zurück und die dortigen israelischen Siedlungen wurden aufgelöst. Die Außengrenzen des Gazastreifens kontrollierte Israel zusammen mit Ägypten aber weiter. Nur wenig später kam im Gazastreifen dann die radikal-islamische Gruppe Hamas an die Macht, die für viele Staaten, darunter auch Deutschland, eine Terrororganisation ist. Denn die Hamas will den Staat Israel vernichten und die Israelis aus dem gesamten Land vertreiben – oder sogar töten. Um ihre Ziele zu erreichen, hat sie (wie auch andere palästinensische Gruppierungen) schon sehr viele Anschläge auf Israelis verübt.
Oktober 2023: Israel wird von Terroristen der Hamas angegriffen
Am 7. Oktober 2023 feierten viele junge Menschen auf einem Musikfestival. Bei dem Angriff der Hamas wurden viele von ihnen getötet.
Schrecklicher Höhepunkt war der 7. Oktober 2023: Hamas-Terroristen sind an diesem Tag über die Grenze des Gazastreifens nach Israel eingedrungen und haben dort etwa 1.200 Menschen brutal ermordet. Es war der größte Massenmord an Juden seit dem Holocaust. Am selben Tag entführten die Hamas-Terroristen zudem rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen – und sie schossen tausende Raketen auf israelische Städte ab.
Israel reagierte und griff den Gazastreifen zunächst aus der Luft und später mit Bodentruppen an. Ziel war es, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerstören. Bei diesen Angriffen kamen neben Hamas-Terroristen aber auch Zehntausende Zivilisten ums Leben. Als Zivilisten bezeichnet man Menschen aus der Bevölkerung, die keine Kämpfer sind. Die Vereinten Nationen gehen insgesamt von über 41.000 getöteten Palästinensern aus. Dieser neue, weitere Krieg mit vielen Toten im Nahen Osten hält weiterhin an und droht, sich aktuell auszuweiten. Obwohl es seit Staatsgründung Israels immer wieder große Bemühungen gab, den Nahostkonflikt zu lösen, ist es bis heute nicht gelungen. Und momentan gibt es leider wenig Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändern wird.
Stand: 04.10.2024, 18:53 Uhr