In Deutschland werden jährlich etwa drei Millionen Tiere in Versuchen eingesetzt.
Einige Forscher in Deutschland machen Versuche mit Tieren. Meistens setzen sie dafür Ratten, Mäusen, Fische, Kaninchen und Meerschweinchen ein. Je nachdem, was sie herausfinden wollen, machen sie aber auch Versuche mit Schweinen, Hunden, Katzen oder Affen. Die meisten Tiere werden extra für die Versuche gezüchtet. Viele von ihnen leiden während der Experimente oder sterben sogar. Nach einem Experiment werden die meisten Tiere getötet, weil man an demselben Tier in der Regel nicht mehrere Versuche machen kann. Das würde die Versuchsergebnisse verfälschen.
Warum Tierversuche?
Mit Affen wollen Forscher herausfinden, wie unser Gehirn funktioniert. Sie stecken kleine Drähte in das Gehirn der Tiere und beobachten am Computer, wie die Gehirnzellen zusammenarbeiten.
Forscher machen Tierversuche, um zum Beispiel neue Medikamente zu testen, von denen sie noch nicht wissen, wie sie beim Menschen wirken. Weil sie keine Menschen in Gefahr bringen wollen, müssen sie die Versuche mit Tieren machen. Das schreiben unsere Gesetze so vor. Impfstoffe und andere Medikamente dürfen nämlich nicht einfach so verkauft werden. Das gilt auch für Chemikalien, die z.B. in Putzmitteln oder in Farbe stecken. Bevor sie im Geschäft landen, müssen die Hersteller überprüfen, wie gefährlich diese Mittel für Menschen sein können. Und dafür müssen sie sie laut Gesetz eben an Tieren testen.
Die meisten Tierversuche in Deutschland sind aber nicht vom Gesetz vorgeschrieben. Solche Versuche machen Wissenschaftler, um mehr über die Ursache menschlicher Krankheiten herauszufinden oder ungeklärte Fragen zu erforschen. Das nennt man Grundlagenforschung. Die Forscher wollen z.B. wissen: Wie entsteht Krebs? Oder: Wie funktioniert unser Gehirn? Um das herauszufinden, machen sie oft Versuche mit sogenannten genmanipulierten Tieren. Das sind zum Beispiel Mäuse, die Wissenschaftler im Labor so verändert haben, dass sie besonders leicht Krebs bekommen. Durch das, was sie bei den Tierversuchen rausfinden, hoffen Forscher, Menschen heilen zu können, die Krebs haben. Einige Forscher finden Tierversuche deshalb sehr wichtig.
Was die Tierschützer sagen
Viele Tierschützer gehen auf die Straße, um gegen Tierversuche zu demonstrieren.
Tierschützer wollen, dass Tierversuche abgeschafft werden. Tiere können – genauso wie wir Menschen – Angst und Schmerzen fühlen. Deshalb sind Tierschützer der Meinung: „Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu“. Tatsächlich steht in unseren Gesetzen, dass der Staat Tiere schützt und niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leid oder Schaden zufügen darf. Tierschützer finden Tierversuche deshalb nicht richtig.
Außerdem sind viele Tierversuchsgegner der Meinung, dass Versuche an Tieren gar nicht viel bringen. Zwar ähneln uns Mäuse oder andere Tiere in manchen Organen, aber Mensch und Tier sind eben doch unterschiedlich. Deshalb wirken einige Medikamente bei Tieren anders als bei uns. Es gab schon einige Arzneimittel, die nach ausgiebigen Tierversuchen als sicher galten und die dann schwere Nebenwirkungen beim Menschen ausgelöst haben. Umgekehrt vertragen manche Tierarten bestimmte Arzneien wie Aspirin (das steckt zum Beispiel in Kopfschmerztabletten) gar nicht. Für den Menschen aber ist Aspirin gut verträglich.
In Zukunft keine Tierversuche mehr?
Mit Biochips wollen die Forscher Tierversuche ersetzen.
Tierschützer haben mit ihrem Einsatz schon einiges erreicht. Sie haben zum Beispiel lange dafür gekämpft, dass Kosmetikprodukte nicht mehr an Tieren getestet werden. Im März 2013 wurde ein Gesetz verabschiedet, das an Tieren getestete Kosmetik in der Europäischen Union verbietet. Jetzt müssen Kaninchen zumindest nicht mehr für neue Lippenstifte leiden.
In Zukunft könnten Wissenschaftler auch an anderen Stellen ohne Tierversuche auskommen. Viele Forschungsinstitute arbeiten schon an neuen Methoden, die Tierversuche ersetzen könnten. Zum Beispiel könnte die Sicherheit von Medikamenten mit menschlichen Körperzellen getestet werden. Jeder Mensch besteht aus unzähligen winzig kleinen Zellen. Oft bleiben die zum Beispiel als „Abfall“ nach Operationen von freiwilligen Spendern übrig. Forscher können mit diesen Zellen im Labor Tests machen.
Allerdings sagen viele Forscher, dass man einen ganzen Organismus - also ein Lebewesen - braucht, um herauszufinden, wie sich ein Medikament im Körper verteilt und wie es wirkt. Eine Lösung für die Zukunft könnten Biochips sein, die menschliche Organe nachahmen. Neben einzelnen Organen als Biochip ist es Forscherinnen und Forschern mittlereile gelungen, Multi-Organ-Chips zu entwickeln, auf denen mehrere Organmodelle kombiniert und mit einem künstlichen Blut- und Urinkreislauf miteinander verbunden werden. Neue Computerprogramme, so genannte In-silico-Verfahren, können voraussehen, ob eine Substanz für den menschlichen Körper giftig oder wirksam ist. Die Ergebnisse dieser Programme sind oft zuverlässiger, als Tierversuche. Bis alle Tierversuche durch neue Technologien ersetzt werden können, wird es aber noch eine ganze Weile dauern.
Stand: 18.12.2023, 15:59 Uhr