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Übertourismus

Von Übertourismus spricht man, wenn so viele Touristen an ein Reiseziel kommen, dass Einheimische oder auch die Urlauber selbst negative Folgen spüren. Zum Beispiel, weil alles so überfüllt ist, dass es anstrengend wird, von A nach B zu kommen. Oder weil die Preise in Supermärkten, Cafés und Restaurants ansteigen. Übertourismus führt manchmal auch dazu, dass Wohnraum für die Einheimischen knapper und teurer wird, weil Wohnungen zu Touristenunterkünften umfunktioniert werden oder neue Hotels anstelle von Wohngebieten gebaut werden. Außerdem lassen einige Touristen Müll herum liegen und verschmutzen dadurch die Umwelt oder sie verhalten sich respektlos, wenn sie Kulturstätten, Kirchen oder Denkmäler besichtigen.

Protest der Einheimischen

Menschen gehen an einer Wand entlang, auf der das Graffiti "Tourist go home" zu lesen ist.

Viele Einheimische sind genervt von den Touristen in ihrem Wohnort. Hier heißt es: „Touristen, geht nach Hause!“

Manche Einwohner fühlen sich von der Anzahl der Besucher so sehr gestört, dass sie gegen den Tourismus in ihrem Wohnort demonstrieren. In einigen Fällen haben wütende Demonstranten sogar schon Anbieter von Stadtführungen angegriffen oder die Reifen von Reisebussen zerstochen. Gleichzeitig sind manche Einheimische finanziell auf die Touristen angewiesen, die bei Shopping, Restaurantbesuchen und Übernachtungen Geld in die Region bringen.

Touristenhotspot Venedig

Riesiges Kreuzfahrtschiff hinter Brücke in Venedig.

Große Kreuzfahrtschiffe, wie hier in Venedig, verstärken den Übertourismus massiv.

Ein bekanntes Beispiel für Übertourismus ist die Stadt Venedig in Italien. Etwa 100.000 Touristen drängen sich dort in der Hauptsaison durch die schmalen Gassen und über die berühmten Brücken – und zwar täglich! Die Auswirkungen des Übertourismus auf die Lebensqualität der Einheimischen sind gravierend. Jedes Jahr verlassen rund 1000 von ihnen die Stadt. Vor allem Familien ziehen weg, so dass immer weniger junge Menschen in Venedig leben. Ein besonderes Problem sind die Kreuzfahrtschiffe, die nur für wenige Stunden anlegen und Tausende von Besuchern in die Stadt spülen. Da die meisten Reisenden auf dem Schiff versorgt werden, geben sie nur wenig Geld in Restaurants oder Cafés aus. Auch ökologisch sind die Kreuzfahrtriesen problematisch: Ihre Abgase verschmutzen die Luft und die großen Wellen belasten das Fundament der Stadt und das Ökosystem der Region.

Was kann man gegen Übertourismus tun?

Kontrolleur in gelber Weste kassiert Geld von Touristen, die Schiff verlassen.

Als eine der ersten Städte der Welt verlangt Venedig von Tagestouristen ein Eintrittsgeld.

Einige Städte haben Besuchergrenzen eingeführt, um den Tourismus zu kontrollieren. Es darf dann nur eine festgelegte Zahl von Menschen täglich den Ort besuchen. Andere Regionen erhöhen die Preise für Hotels oder Sehenswürdigkeiten in der Hoffnung, dass dadurch weniger Besucher kommen. Viele halten das für ungerecht, weil dadurch vor allem Menschen mit geringem Einkommen vom Reisen ausgeschlossen werden. Die Stadt Venedig hat in einer Testphase ein Eintrittsgeld für Tagestouristen erhoben. Ab 2025 soll das fortgesetzt werden: Besucher müssen dann zu bestimmten Zeiten bis zu zehn Euro zahlen, um die Stadt für einen Tag zu besuchen.

Auch Touristen selbst können im Urlaub dazu beitragen, Übertourismus zu vermeiden, indem sie beispielsweise in der Nebensaison verreisen, kleine, familiengeführte Unterkünfte außerhalb des Stadtzentrums buchen, auf ihren Wasser- und Stromverbrauch achten und keinen Müll hinterlassen.

Stand: 30.08.2024, 11:36 Uhr

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