Mindestens jedes dritte Kind in Deutschland spricht bei der Einschulung neben Deutsch noch eine oder mehrere weitere Sprachen – meistens weil mindestens ein Elternteil aus einem anderen Land nach Deutschland eingewandert ist. Diese Kinder wachsen zweisprachig – man sagt auch bilingual – oder mehrsprachig auf.
Verschiedene Modelle von Mehrsprachigkeit
Die in Deutschland am häufigsten gesprochenen Sprachen neben Deutsch sind Türkisch, Russisch und Polnisch.
Es gibt unterschiedliche Arten zweisprachig aufzuwachsen. Die Methode „Eine Person – eine Sprache“ bedeutet, dass jedes Elternteil konsequent eine andere Sprache mit dem Kind spricht (meist die eigene Muttersprache).
Viele Familien nutzen aber auch die „Zuhause versus Draußen“-Methode. Dabei wird zu Hause die eine Sprache gesprochen, überall sonst die andere Sprache. Das Sprechen der einzelnen Sprachen kann aber auch an bestimmte Zeiten, Orte, Situationen oder weitere Bezugspersonen gebunden sein.
Mehrsprachigkeit kann auch mehr Arbeit bedeuten!
Einige Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, besuchen neben der normalen Schule zusätzlich den „Herkunftssprachlichen Unterricht“, kurz HSU. Dort bekommen sie die Möglichkeit, die Herkunftssprachen ihrer Familien zu vertiefen und beispielsweise auch Grammatik und Rechtschreibung zu lernen. Staatlicher HSU wird in zwölf der 16 Bundesländer angeboten. Allerdings wird dieser Unterricht nicht an jedem Ort und in jeder Sprache angeboten, weshalb ihn nur eine Minderheit der Kinder besuchen kann, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen.
Vorteile der Mehrsprachigkeit
Sprachkenntnisse werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger und trainieren sogar das Gehirn!
Lange Zeit dachte man, dass es Kinder überfordert, wenn sie früh mehrere Sprachen lernen. Aber heute ist sich die internationale Sprachforschung einig, dass Mehrsprachigkeit viele Vorteile hat! Die Kinder entwickeln ein besseres Gespür, wie Sprachen funktionieren, können sie flexibler anwenden und auch leichter weitere Sprachen lernen.
Außerdem fördert die Mehrsprachigkeit die Kreativität, und Kinder entwickeln eine vielfältigere Art, zu denken. Denn auch wenn es verrückt klingt: Man denkt in unterschiedlichen Sprachen immer ein bisschen anders. Diese positiven Folgen können sich aber nur entwickeln, wenn die Menschen um die Kinder herum Mehrsprachigkeit anerkennen und sie fördern.
Stand: 09.05.2023, 15:14 Uhr