Deutschlands oberster Diplomat: Außenminister Heiko Maas, hier auf einer Pressekonferenz mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow.
Das Wort Diplomat stammt aus dem Lateinischen: 'Diploma' bedeutet übersetzt Urkunde. Diplomat:innen sind Politiker:innen, die häufig um die Welt reisen oder in anderen Ländern leben, um mit Menschen und Regierungen anderer Staaten zusammenzuarbeiten. Um zu verstehen, was diese Politiker:innen mit 'Urkunden' zu tun haben, geht man am besten 2.500 Jahre zurück. Damals bestand Griechenland aus vielen kleinen Stadtstaaten, die alle ihre eigenen Regeln hatten. Trotzdem mussten sie sich untereinander verständigen: Das führte häufig zu Streit und sogar zu Krieg.
Woher kommt der Name?
Um diese Konflikte zu beenden, gab es Verhandlungen, zu denen jeder Staat eine(n) Vertreter:in schickte: Diese Vertreter:innen sollten eine Lösung finden, mit der alle einverstanden waren. Und diese Lösung hielten sie dann in einer Urkunde – einer Diploma – fest. Daher kommt der Name Diplomat:in.
Adelige Vertreter
Arbeitgeber der meisten deutschen Diplomat:innen ist das Auswärtige Amt
Viele Jahrhunderte später war die Situation in Italien ganz ähnlich: Das Land bestand aus vielen kleinen Staaten, die über verschiedene Dinge verhandeln mussten. Auch hier übernahmen Vertreter:innen der Staaten die Verhandlungen. Diese Vertreter:innen hatten so viel zu tun, dass sie ständig auf Reisen waren – das war damals ziemlich mühsam und gefährlich. Deshalb beschloss man, dass die Vertreter:innen in dem Staat wohnen sollten, in dem sie für längere Zeit arbeiteten: Sie wurden von der Regierung dort hin geschickt – man sagt auch entsandt. Deshalb nannte man sie auch ständige Gesandte. Bald darauf schickten auch Länder wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien ständige Gesandte in andere Länder. Diese Vertreter:innen waren damals übrigens meistens Adelige: Sie kamen aus angesehenen Familien und galten als besonders vertrauenswürdig.
Diplomat:innen haben Chefs
Die Beziehungen zwischen den Ländern wurden aber immer komplizierter und irgendwann reichten Geld und gutes Benehmen alleine nicht mehr aus, um Gesandte(r) zu sein. Deshalb machte man die Diplomatie zu einem richtigen Beruf. Heute gibt es deshalb Botschafter:innen, die viele Mitarbeiter:innen haben, zum Beispiel die Konsuln – und sie alle nennt man Diplomat:innen.
Der oberste Chef der deutschen Diplomaten ist der Außenminister. Er lebt zwar in Deutschland, fliegt aber ständig um die Welt, um mit anderen Politiker:innen viele wichtige Dinge zu besprechen. Das ist ziemlich viel Arbeit. Und da er nicht überall gleichzeitig sein kann, helfen ihm dabei andere Diplomat:innen. In fast jedem Land der Welt arbeiten deutsche Diplomat:innen. Und umgekehrt leben und arbeiten sehr viele Diplomat:innen anderer Länder in Deutschland.
Gut reden und zuhören
Der von den Diplomat:innen ausgehandelte Vertrag wird am Ende von den Regierungsvertreter:innen unterschrieben.
Diplomat:innen müssen sehr gut mit anderen Menschen sprechen und ihnen zuhören können. Außerdem müssen sie sich in dem Land, in das sie entsandt werden, sehr gut auskennen und die dortige Sprache sprechen. Nur dann können sie auch gut verhandeln.
Das wichtigste Ziel bei der Arbeit von Diplomat:innen ist es immer, die Beziehungen zwischen den Ländern zu verbessern. Besonders gefragt ist ihr Können, wenn im Falle von Streit und Krieg eine Lösung gefunden werden muss, die für alle beteiligten Länder in Ordnung ist. Das verlangt häufig sehr viel Fingerspitzengefühl. Wenn die diplomatischen Vertreter:innen eine solche Lösung gefunden haben, bereiten sie einen Vertrag vor, in dem alle Beschlüsse festgehalten werden. Dieser Vertrag wird anschließend von den Regierungsvertreter:innen der Länder unterschrieben.
Stand: 23.09.2020, 12:28 Uhr