Saatgut

Saatgut gibt es in ganz unterschiedliche Farben und Formen. | Bildquelle: mauritius images

Sie sind unscheinbar und oft klitzeklein – und dennoch einer der größten Schätze der Menschheit: Pflanzensamen, auch genannt: Saatgut! Sie sind die Grundlage unserer Ernährung und somit unseres Lebens. Denn aus ihnen wächst jeweils eine Pflanze. Das beginnt meist mit dem Keimen im Dunkeln unter der Erde, dann kommt die Pflanze ans Licht. Alles, was sie dann zum Wachsen braucht, ist Wasser, Licht und Sauerstoff. So entstehen zum Beispiel Tomatensträucher, Brokkoli, aber auch Getreide, Apfelbäume oder Kürbisse – ganz vieles, was wir und andere Lebewesen essen. Die Besonderheit: Die Pflanzen können sich selbst vermehren. Aus nur einer fertigen, erwachsenen Pflanze lässt sich das Saatgut für viele neue gewinnen.

Unser Saatgut in Gefahr

Gab es noch vor einigen Jahrzehnten noch 1000 Sorten Weizen, sind es heute nur noch 30. | Bildquelle: imago stock&people

Sehr viele Lebensmittel, die wir in unseren Supermärkten kaufen können, stammen aus Saatgut von speziell gezüchteten Sorten von ganz wenigen riesigen Firmen. Ihnen gehören die Rechte an vielen Gemüse- und Getreidesorten. Das heißt zum Beispiel: Man kann Samen vieler Sorten nur bei ihnen kaufen. Vor rund 100 Jahren war das noch anders: Da haben die Landwirte meistens aus ihren eigenen Pflanzen neues Saatgut gewonnen, um es zu verkaufen oder selbst neue Pflanzen daraus zu säen. Später wurde es immer wichtiger, mehr Gemüse und Getreide zu verkaufen, um mehr Geld zu verdienen. Und da kamen die großen Firmen ins Spiel: Sie entwickelten im Labor Saatgut, das besonders viel und gleich aussehendes Gemüse hervorbringt, das sogenannte 'Hybrid-Saatgut'. Das ist erstmal gut für viele Bauern, denn: Je mehr Gemüse oder Getreide sie ernten können, desto mehr verdienen sie auch. Das Problem: Hybrid-Saatgut ist Einweg-Saatgut. Das heißt: Aus den Samen der Hybrid-Pflanzen wachsen zwar neue, aber keine brauchbaren Früchte. Bauern müssen ihre neuen Samen deshalb jedes Jahr von großen Herstellern für viel Geld kaufen. Bei ihnen bekommt man allerdings nur wenige, ganz bestimmte Sorten. Andere werden kaum mehr angebaut, so immer seltener und manche verschwinden ganz. Insgesamt gelten in Deutschland rund 2000 Gemüse-, Getreide- und Obstsorten als vom Aussterben bedroht.

Saatgutretter im Einsatz

Selbst Gemüse zu ziehen, ist gar nicht so schwer! | Bildquelle: imagebroker

Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die sich dafür einsetzen, dass unsere Saatgutvielfalt nicht noch weiter schrumpft. Zum Beispiel werden in großen sogenannten Genbanken wie in Norwegen oder Deutschland Hundertausende Samensorten aufbewahrt und so gepflegt, dass man sie wieder aussäen kann. Auch manche Gemüse-Landwirte wollen wieder unabhängiger von den großen Firmen werden. Viele von ihnen verwenden Gemüse- und Getreide-Saatgut sogenannter samenfester Sorten. Das Saatgut dieser Sorten kann man selbst immer wieder aussäen und ernten und muss es nicht jedes Jahr neu von den großen Firmen kaufen. Zudem gibt es unter den samenfesten Sorten noch selteneres Getreide und Gemüse. Indem man samenfeste Sorten aussät, kann man helfen, diese selteneren Sorten zu schützen.
Wenn ihr also auch helfen wollt, die Gemüsevielfalt zu bewahren, könnt ihr selbst Gemüse aus samenfesten Sorten säen. Oder ihr fragt beim nächsten Marktbesuch mal beim Erzeuger nach, ob das Gemüse aus samenfesten Sorten gezogen wurde.