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Sinti und Roma

Ein Roma-Junge steht vor einem Stacheldrahtzaun.

In Deutschland leben ungefähr 70.000 Sinti und Roma, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Sinti und Roma ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Völkern, die vor mehreren hundert Jahren nach Europa kamen. Obwohl sich die Völker über viele Länder verteilt haben, sprechen sie heute noch dieselbe Sprache: Romanes. Die Sinti haben mittlerweile einen eigenen Dialekt und teilweise auch eine eigene Kultur entwickelt. Früher wurden die Sinti und Roma Zigeuner genannt. Weil viele Menschen Vorurteile gegenüber den Zigeunern hatten, gilt dieser Begriff heute als diskriminierend.

Woher kamen die Sinti und Roma?

Spanische Sintifamilie um 1890.

Lange Zeit wusste niemand, wo die Sinti und Roma herkamen. Erst im 18. Jahrhundert bemerkte ein Sprachforscher die Ähnlichkeit zwischen Romanes und der indischen Sprache Sanskrit.

Ursprünglich stammen die Sinti und Roma aus Nord-West-Indien. Vor etwa 1.000 Jahren machten sie sich auf den Weg in Richtung Westen. Die Gründe dafür sind bis heute unklar. Nach und nach begannen sie, sich in verschiedenen europäischen Ländern anzusiedeln. Sinti nennt sich die Völkergruppe, die vor etwa 600 Jahren in deutschsprachige Gebiete wie zum Beispiel Deutschland, Österreich oder die Schweiz einwanderte. Als Roma bezeichnen sich die Völker, die damals nach Ost- und Südosteuropa zogen und dort ihre Heimat fanden. Mittlerweile gibt es aber auch bei uns Roma. Der größte Teil der Roma, die heute in Deutschland leben, hat ihre osteuropäische Heimat verlassen, weil dort die Lebensbedingungen sehr schlecht sind oder ist geflohen, als dort Bürgerkrieg war.

Das Leben der Sinti im Mittelalter

Sinti und Roma Männer spielen auf Zieharmonika, Trommel und Klarinette.

Da sie häufig nicht als Handwerker arbeiten durften, versuchten viele Sinti und Roma früher, als Musiker etwas Geld zu verdienen.

Als die Sinti im Mittelalter nach Westeuropa kamen, misstrauten ihnen viele Menschen. Das lag zum Beispiel daran, dass niemand wusste, aus welchem Land sie stammen. Außerdem sahen sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe und ihrer fremden Kleidung anders aus. Die Sinti wurden deshalb häufig ausgegrenzt. Oft erlaubte man ihnen nicht, in den Städten zu wohnen. Viele lebten deshalb unter elenden Bedingungen außerhalb der Stadtmauern in Zelten und Wagen. Außerdem gab es viel Berufe, in denen sie nicht arbeiten durften. In einigen Teilen Deutschlands wurden die Sinti sogar für vogelfrei erklärt. Das bedeutete, dass Gesetze und Rechte nicht für Sinti und Roma galten und sie von jedem verfolgt oder sogar getötet werden durften. Die Situation der Sinti und Roma führte dazu, dass sie sich nirgendwo niederlassen konnten und häufig mit ihren Wagen durch das Land zogen. Die Armut machte einige zu Bettlern und Dieben.

Verfolgung im Nationalsozialismus

Sinti und Roma hocken im Konzentrationslager Belzec auf dem Boden, um 1942.

Dieses Foto entstand 1942. Es zeigt Sinti und Roma, die im polnischen Konzentrationslager Belzec auf dem Boden hocken.

Die Nationalsozialisten hielten die Sinti und Roma für minderwertige Menschen. Deshalb wurden sie, ähnlich wie die Juden, verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und umgebracht. Insgesamt starben in dieser Zeit etwa 500.000 Sinti und Roma in Konzentrationslagern.

Sinti und Roma heute

In Deutschland leben heute ungefähr 70.000 Sinti und Roma mit deutschem Pass. Die meisten von ihnen führen ein ganz normales Leben, das heißt, sie wohnen in Wohnungen oder Häusern und arbeiten in normalen Berufen. In den 1990er Jahren flohen viele Roma vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien. Etwa 50.000 kamen nach Deutschland. Viele von ihnen leben heute noch in Flüchtlingsheimen unter ärmlichsten Bedingungen. Oft haben sie Schwierigkeiten, sich in Deutschland richtig einzuleben, weil viele von ihnen wenig Kontakte zu anderen Deutschen haben.

2015 erreichte die Zahl der Flüchtlinge aus den Balkanstaaten in Osteuropa einen neuen Höchststand. Bei einem Drittel von ihnen handelte es sich um Sinti und Roma. Wie viele Sinti und Roma zurzeit insgesamt in Deutschland leben, dazu gibt es nur Schätzungen. Und diese liegen weit auseinander: Im Jahr 2019 ging die Antidiskriminierungsstelle des Bundes von einer Zahl zwischen 80.000 und 140.000 Menschen aus.

Junge steht vor einer Hütte aus Müll.

Dieser Junge lebt mit seiner Familie in einer aus Müll zusammen gesuchten Hütte in Belgrad, der Hauptstadt der Republik Serbien.

Weil die meisten Balkanstaaten, aus denen sie geflohen waren, zu so genannten sicheren Herkunftsländern erklärt wurden, werden die meisten von ihnen nicht in Deutschland bleiben können. Ihnen droht die Abschiebung in ihre Herkunftsländer. Doch davor haben viele große Angst. Denn in vielen Ländern Osteuropas haben Roma auch heute noch weniger Rechte als andere Menschen und müssen unter schlimmen Bedingungen leben. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Bulgarien oder Tschechien kommt es häufig zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Roma.

Stand: 11.10.2021, 15:14 Uhr

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